Nach der kurzen Winterpause folgte für den SC eine ebenso kurze, zweiwöchige Vorbereitung auf die verbleibenden 18 Bundesligaspiele in dieser Saison. Der 5:2-Testspielsieg bei Eintracht Frankfurt und der Tod von Franz Beckenbauer waren darin die markantesten Ereignisse. Zwar wollte Christian Streich dem Testspiel nicht allzu viel Bedeutung zusprechen, freute sich aber über die positiven Dinge: "Es war ein intensiver Test und ich habe einige gute Sachen gesehen. Wir waren diszipliniert gegen den Ball und haben auch mit dem Ball unsere Aktionen gehabt."

Alle vier Torschützen - Merlin Röhl, Vincenzo Grifo, Michael Gregoritsch und Roland Sallai, der zweimal traf, stehen auch am Samstag zur Verfügung. Auf einen Offensivspieler muss das Trainerteam in den kommenden Wochen aber verzichten. Ritsu Doan spielt mit Japan beim Asien-Cup mit. Hinter Philipp Lienhart steht noch ein Fragezeichen, Nicolas Höfler fehlt gelbgesperrt. Lucas Höler, der das Testspiel bei der Eintracht krankheitsbedingt verpasste, ist dagegen wieder dabei. 

Aufwärtstrend in Berlin

Es ist das erste Pflichtspiel in 2024, aber das letzte der Hinrunde. Nach 17 Duellen in der Bundesliga, zwei im DFB-Pokal und sechs in der Europa League tat die Pause den Spielern, wenn sie auch kurz war, gut: "Die Spieler haben sich ein bisschen erholt und gegen Frankfurt hat man ihnen auch wieder Frische angemerkt. Ich hoffe, dass wir die Spritzigkeit auch am Samstag sehen", erklärt Streich, der von einem "richtig schweren Spiel" ausgeht.

Vielleicht musste sich manch eine/r ob der Leistungen Unions in der Hinrunde die Augen reiben. Die Mannschaft, die in den vergangenen beiden Spielzeiten entzückte und wie der Sport-Club im oberen Tabellendrittel Stammgast war, rutschte in dieser Saison ab. Zeitweise bis ganz nach unten, Rang 18. Trainer Urs Fischer, der großen Anteil am Erfolg hatte, gab Mitte November auf.

Seit Dezember geht es bei den Berlinern aber wieder aufwärts. Langsam, aber Nenad Bjelica, der neue Trainer, konnte die Köpenicker bis zum 18. Spieltag immerhin bis auf den 15. Platz führen, holte zwei Siege und ein Unentschieden aus vier Spielen. "Ich bin gespannt, wie Berlin spielt. Sie haben das System zuletzt immer gewechselt. Gladbach war vor ein paar Wochen chancenlos", warnt Streich. "Wir dürfen nicht glauben, dass wir gegen Union nicht wahnsinnig malochen müssen. Aber die Jungs werden das Spiel richtig interpretieren und wissen, wie sie arbeiten müssen, damit wir gewinnen können."

Beide Mannschaften sowie das ganze Stadion werden vor dem Anpfiff für eine Minute innehalten. Für den verstorbenen Beckenbauer wird es im Europa-Park Stadion, sowie in allen anderen Stadien am 18. Spieltag, eine Schweigeminute geben. Streich fand für den "Kaiser", den er auch persönlich kennenlernen durfte, diese Worte: "Er war einfach ein großartiger Spieler, eine Erscheinung auf dem Platz. Er war alles für uns, als wir Kinder waren. Wir haben alles nachgespielt, was er gemacht hat. Eine Visagistin im ZDF-Sportstudio sagte einmal: Das ist der netteste Mann hier. Das sagt doch alles." 

Isabel Betz

Foto: Achim Keller