Die Zwanziger Jahre

Verein
26.10.2018

Die dritte Veranstaltung der Reihe „19:04 - Zeit für GeSChichte" unter dem Titel „Der SC Freiburg in den Zwanziger Jahren" widmete sich dem regen Vereinsleben rund um das erste Klubjubiläum.

Zu den Gästen zählte ein ganzer Chor. Schließlich ging es in der Vitra Lounge des Schwarzwald-Stadions auch um das wahrscheinlich erste Vereinslied des Sport-Club, dessen Text SC-Archivar Uwe Schellinger in einer Ausgabe der damaligen Vereinszeitung „SC-Rundschau" von 1925 entdeckte.

Seine Uraufführung in diesem Jahrhundert erlebte das „Sport-Club-Lied" vor dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen auf dem Rasen. Neu eingesungen hat es der Männergesangsverein Kolping aus Tunsel, der nach der Premiere im Stadion erneut nach Freiburg gekommen war, um den Besuchern, die auf dem ausliegenden Textblatt mitlesen konnten, zunächst noch einmal das neu entdeckte alte Vereinslied zu Gehör zu bringen.

Nach Aufstieg 1924 Jubiläumsfeier in der Harmonie

Den Fragen, wie es entstand und wann es gesunden wurde, so der SC-Fanbeauftagte André Wunder bei der Begrünung, und was für ein Verein der SC Freiburg in den 1920-Jahren war, sollte anschließend mit Uwe Schellinger und den Gästen Peter Hilfinger, Chorleiter des MGV Kolping Tunsel, sowie Dr. Dr. Michael Fischer vom Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg nachgespürt werden.

Illustriert von alten Mannschaftsfotos und weiteren Zeugnissen aus dem Archiv startete Uwe Schellinger zunächst die Zeitreise in die SC-Vergangenheit. Der ersten großen Jubiläumsfeier anlässlich des 20-jährigen Bestehens im Jahr 1924 ging der bis dahin größte Erfolg in der Geschichte des Vereins voraus: In der Saison 1923/24 wurde der Sport-Club Meister der Kreisliga Südbaden und schaffte in der Aufstiegrunde zur Bezirksliga Württemberg/Baden den Sprung in die damals höchste Spielklasse.

In jener Aufstiegsrunde fand am 6. April auch das erste Spiel gegen den VfB Stuttgart statt. Radatt, Helfesrieder und Müller hießen die Torschützen beim Freiburger 3:0-Sieg im Ur-Baden-Württemberg-Derby.

Geselliges Leben mit SC-Jugendorchester und Vereinschor

Das 20-jährige SC-Jubiläum wurde schließlich am 17. August 1924 mit einem großen Festabend in der Harmonie gefeiert. Der Sport-Club hatte zu dieser Zeit 1310 Mitglieder und besaß unter anderem auch ein Jugendorchester und eine Mandolinenabteilung. Den ältesten im  Besitz des Klubs befindlichen Pokal hatte im selben Jahr die AH-Mannschaft gewonnen. Die Siegestrophäe von einem Jubiläumsturnier der Sportfreunde Freiburg hatte Uwe Schellinger als frisch poliertes, glänzendes Zeugnis der Zwanziger Jahre mitgebracht.

Eine Zeit, in der das Vereinsleben auch über den sportlichen Bereich hinaus ausgeprägt und die Geselligkeit beim Sport-Club einen großen Stellenwert besaß. So gab es im Verein einen eigenen „Vergnügungsausschuss". Dieser, so Schellinger, organisierte „ungefähr alle 14 Tage gesellige Veranstaltungen" im Ganterbräu, dem damaligen Vereinslokal in der Stadt, im Jägerhäusle über Herdern, in der Alten Burse oder der Harmonie. Neben dem Jugendorchester und der „Klampfenzunft" gab es auch einen 30-köpfigen Vereinschor.

Der SC-Chor hatte seinen ersten Auftritt beim Jubiläumsfest in der Harmonie. Ob dort auch das „Sport-Club-Lied" angestimmt wurde, ist nicht belegt. In der Vereinszeitschrift veröffentlicht wurde es erst ein Jahr später. Der Text, erläuterte Uwe Schellinger, stammt von Karl Ketterer, dem damaligen Presse-Obmann, früheren SC-Torwart und „Sport-Club-Urgestein". Warum es dort heißt: „Für immer, und besonders heute, sei unser Sport-Club unsre Freude / Dann ist die Zukunft immer hold unseren Farben Schwarz-Weiß-Gold", erklärte der SC-Archivar und Historiker ebenfalls.

Tatsächlich waren Schwarz-Weiß-Gold die ursprünglichen Vereinsfarben. Schon in den 1920er Jahren spielten einige Jugendmannschaften dann statt in schwarzen in roten Hosen, was zu einer Art Generationenkonflikt im Verein führte. Offiziell in der Satzung festgeschrieben wurden die Farben Rot und Weiß aber erst mit der Neugründung des Sport-Club im Jahr 1952. Auch im SC-Wappen fand sich anfangs noch die Farbe Gold. Dessen Geschichte ließ Uwe Schellinger anhand weiterer historischer Aufnahmen Revue passieren.

Neuer Text zu populärer Melodie verfasst

Mit dem Hintergrund des Sport-Club-Lieds hat sich Michael Fischer näher befasst. Die Melodie mit dem ursprünglichen Titel „Sind wir vereint zur guten Stunde" stamme schon aus dem Jahr 1815 und wurde vom Eisenacher Kantor Georg Friedrich Harnisch komponiert. Rund 100 Jahre später gab es in den 1920er Jahren, so Fischer, dann auch „Fußballliederbüchlein", mit einem bestimmten Repertoire an Männerchorliedern, die man auch als Aktive in Vereinen sang.

„Das waren keine Fanlieder", stellte der Musikwissenschaftler klar. Aber die Popularität der Melodie, zu der Karl Ketterer die neue SC-Textfassung schrieb, könne man durchaus „auf dem vierten Platz der damals üblichen Vergnügungslieder" einordnen. Die Existenz der musikalischen Abteilungen beim Sport-Club in jener Zeit erklärte er damit, dass der SC ein bürgerlicher Verein war und es bei den geselligen Abenden auch um soziale Anerkennung ging: „Fußballvereine mussten noch um gesellschaftliche Anerkennung ringen."

Einen modernen Verein hatte Peter Hilfinger mit dem MGV Kolping Tunsel etwas näher vorgestellt. Dazu berichtete der Dirigent über die im Sommer begonnene Zusammenarbeit mit dem Sport-Club und den Prozess der Neuaneignung des alten Vereinsliedes, von dem es zunächst nur den Text gab. Mittlerweile wurde das Ergebnis auch als Video auf scfreiburg.com veröffentlicht.

„So etwas macht man nicht jeden Tag als Chor", betonte Hilfinger. „Es hat uns deshalb sehr gefreut, dass wir da mitmachen durften." Nach der Eröffnung des Abends in der Vitra Lounge und exakt 90 Minuten auf dem historischen Spielfeld war es seinem Chor auch vorbehalten, die Veranstaltung angemessen zu beschließen: mit der Tunseler Version des noch älteren Badnerlieds - und einer weiteren vom „Sport-Club-Lied" aus den „Goldenen Zwanzigern".

Dirk Rohde

 
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